In der linken ein Korb, der Boden ist bedeckt mit Miniaturfarbtuben zu je 37ml. Selbstverständlich Ölfarbe. Auf der anderen Seite etwas ungeschickt unter den Arm geklemmt, eine Tischstaffelei unter ihr drei bespannte Keilrahmen im Format einer Pizzaschachtel. Sie überlegen gerade, einen 24-teiligen Malspachtelset, dessen bizarre Formen der Auswahl ihrer Pinseln an Rätselhaftigkeit in nichts nachstehen, vielleicht auch noch zu kaufen. Der geschätzte Wert eines gebrauchten Kleinwagens wird bald darauf auf dem Kassenzettel erscheinen. Die Tür wird Ihnen natürlich aufgehalten. Die Konsumgesellschaft hat die Malerei für sich entdeckt. Im Gegenzug wandert alles funktionale und zweckmässige, kurz was nicht in 50ml Döschen passt, nach unten ins Regal und genau da müssen wir es suchen.
Öl- oder Acrylfarben?
Nicht auszurotten das Gerücht Acrylfarben ist was für Laien und Ölfarben nur für echte Profis. Das ist Unsinn. Acrylfarben gibt es als hochwertige, und auch nicht ganz billige, Künstlerfarben die von vielen professionellen Künstlern bis heute genutzt werden. Umgekehrt gibt es sündhaft teure Ölfarben die von völlig Ahnungslosen gekauft werden und die dann meist als fake news langsam im Hobbykeller verstauben. Gerade als Anfänger in der Malerei ist es völlig kontraproduktiv mit den Ölfarben zu beginnen. Es sei den sie bevorzugen Ergebnisse die sich im Farbraum zwischen Erbsenpüree und Erbrochenen bewegen. Acrylfarben sind die besten Wahl wenn es darum geht Maltechniken auszuprobieren und erste Erfahrungen im Umgang mit der Malerei zu sammeln. Nicht nur für Anfänger ist das wichtig sondern auch für das erste Erproben fortgeschrittener Maltechniken bleibt sie die erste Wahl.
Ganz anders die Malerei mit den Ölfarben. Sie erfordert viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen bevor man sich auf sie einlassen sollte. Dann aber spielt sie ihre Stärken aus. Keine Farbe ist so intensiv und sinnlich in ihrem Auftrag und ihrer Farbintensität. Leider hat sie den Nachteil sie den Gebrauch von Lösungsmitteln wie reines Balsamterpentin erfordert, und die sind alles andere als gesundheitlich unbedenklich. Eine gute Alternative sind die wasservermalbaren Ölfarben. Leider auch teurer. Sie sind ähnlich in der Verarbeitung ohne die schädlichen Nebenwirkungen. Von einer Studentin habe ich den Tip , mein Dank hier an Tina, über ein Malmittel bekommen, das eigentlich für die Arbeit mit Bunstiften entwickelt wurde. In den USA hat sich in der Kunstszene herumgesprochen das es auch für den Einsatz mit konventionellen Ölfarben geeignet ist. Ich habe mir das sofort bestellt und sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Ohne giftige Lösungsmittel! Gamsol von Gamblin heißt das Zauberzeug.
Eine weitere Alternative bietet „Kama Pigments Izosol – Geruchloses Mineral solvent“. Laut Hersteller wird „Izosol aus der raffiniertesten und am wenigsten reaktiven Art von Erdöl-Extrakt hergestellt, die heute auf dem Markt erhältlich ist. Der gründliche Raffinationsprozess ermöglicht es, praktisch alle aromatischen Verbindungen und/oder chlorierten Kohlenwasserstoffe, die normalerweise in diesen Lösungsmitteln enthalten sind, zu eliminieren: Der Aromatengehalt von Izosol liegt unter 0,01 % verglichen mit 30-35 % der herkömmlichen Mineral-Lösungsmitteln.“
Welche Farben gehören auf die Palette?
Theoretisch sollte man allein mit aus den Primärfarben alle Mischfarben hinkriegen. In der Praxis klappt das leider nicht mit allen Farbtönen. Die Abstufungen gehen von links nach rechts von den warmen zu den kalten Farbtönen. Ich habe die gebräuchlichsten Farben aufgeführt man kann aber genauso gut andere ähnliche Farben benutzen.
Acrylfarben in Künstlerqualität gibt es u.a. von TALENS AMSTERDAM, LASCAUX oder SCHMINCKE
Ölfarben u.a. von DALER-ROWNEY, WINSOR & NEWTON, LUKAS oder SCHMINCKE
Einfache Palette
Schwarz
Titanweiß
Zitronengelb (Primär)
Rottöne (Cadmium Red Light, Magenta)
Blautöne (Coelin, Ultramarinblau)
Mischtöne (Umbra gebrannt)
Professionelle Palette
Schwarz
Titanweiß, Zinkweiß(Mischweiß)
Zitronengelb, Cadmiumgelb
Rottöne (Cadmium Red Light, Cadmium Red Deep, Alizarin Crimson , Magenta)
Blautöne (Coelin, Phataloblau, Ultramarinblau)
Mischtöne (Sienna gebrannt, Umbra gebrannt, Sienna Natur und Phthalogrün)
Haar, Borste oder hochwertige Synthetikfasern, rund, flach oder in Katzenzungenform?
Pinsel aus kräftigem Synthetikhaar sind robust und nehmen immer wieder ihre Ausgangsform an. Die Allrounder für alle Zwecke! Pinsel aus Rindshaar sind geschmeidiger, fassen viel Farbe und sind nur in guter Oualität zu gebrauchen. Teuer und was für Kenner. Borstenpinsel sind sehr robust verlieren aber schnell ihre Form sie sind gut für Strukturen und einen pastosen Farbauftrag.
Alle auf dem Foto gezeigten Pinselformen haben ihre Funktion in der Praxis bewiesen. Die Borstenpinsel machen nur in größerer Ausführungen wirklich Sinn, da sie für einen kraftvollen Farbauftrag gedacht sind. Alles feine und genaue ist ein Fall für die Kunsthaarpinsel, entsprechend kleine Größen sollten deshalb mit dabei sein.
Malmesser und Spachtel sind zuerst wichtig für das genaue Mischen der Farben. Dafür müssen sie groß genug sein um die Farbe von der Palette abzukratzen, oder um die gemischte Farbe direkt vom Spachtel auf die Leinwand aufzutragen. Dazu noch einen Satz einfacher Japanspachtel aus dem Baumarkt und ihr seid für alles gerrüstet.
Papier oder Leinwand?
Da kann es nur eine Antwort geben. Gutes festes Papier ab 200 Gramm, mindestens A2 besser A1. Das Papier kann man beidseitig mit weisser Außenwandfarbe grundieren. Das hält wie eine Leinwand viel aus. Erst später und mit viel Erfahrung spielen Leinwände ihre Vorteile aus. Für das Erlernen der Malerei sind sie völlig kontraproduktiv und verhindern nur die Freude am experimentieren mit der Farbe. Ganz wichtig. Alte Lappen, etwas Terpentin und grüne Seife zum säubern der Pinsel. Das war es auch schon, mehr braucht es nicht für den Start in die Malerei.
Ganz wichtig für die Malerei. Der Bleistift.
Klingt paradox ist aber so. Für eine anspruchsvolle Malerei braucht es die Zeichnung. Gerade Skizzen zur Komposition oder für das Ausprobieren neuer Bewegungsmuster sind Zeichnungen die erste und beste Wahl. Sich nur mit dem Pinsel in der Hand auf die Malerei einzulassen führt langfristig zu einer Verarmung der Ausdrucksmöglichkeiten. Dazu braucht es keine ausgefeilte Technik sondern nur Aufmerksamkeit und ein Blatt Papier. Der Geheimtip.